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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 33

1849 - Münster : Coppenrath
33 sprungen. Der erzürnte Romulus habe ihn erschlagen und die- sen Fluch ihm nachgerufen: „So fahre Jeder, der nach dir über meine Mauer setzt!" Romulus war jetzt alleiniger Herrscher, und die Stadt nach ihm benannt.3) K. 9. Quellen der römischen Geschichte und neuere Bearbeitungen derselben. Zu den ältesten geschichtlichen Denkmalen Roms, welche zum Theil als Quellen der späteren Geschichtsforschung zu be- trachten sind, gehören die öffentlich autorisirten und bereits zur Zeit der Könige begonnenen kurzen Aufzeichnungen merkwürdiger Ereignisse und Einrichtungen. Die wichtigsten Quellen sind: 1. Die commentarii regum und leges regiae, Aufzeichnungen von Gesetzen und Verordnungen der Könige. 2. Die annales maximi oder publici, chronikenartige, durch den jedesmaligen Pontifer Marimus angefertigte Verzeichnisse der wichtigsten Er- eignisse jedes Jahres. 3. Die eommentarii pontificum, die wahrscheinlich bloß auf den Cultus und gewisse priesterliche Ver- richtungen und Vorrechte sich bezogen. 4. Die libri lintei und libri magistratuum, Verzeichnisse der Magistrate der einzelnen Jahre, unter denen besonders die fasti consulares wichtig wa- ren. Über den Inhalt und den Charakter dieser Denkmale kann nichts Bestimmtes angegeben werden, da sie wahrscheinlich bei der Einäscherung der Stadt durch die Gallier im Jahre 388 vor Ehr., wenn auch nicht sämmtlich, doch größtentheils untergegangen sind. Neben diesen ältesten geschriebenen Urkun- den bestand eine Überlieferung mancher Thatsachen in der ein- heimischen Sage, welche in Nationalliedern eine poetische Ein- kleidung fand und sich vermittelst dieser leichter fortpsianzte. Auch innerhalb der Familien pflanzten sich Nachrichten von be- 3) Die Ableitung des Namens Rom von Nomulus muß befremden; denn hiernach müßte doch wohl die Stadt den Namen „Romula" füh- ren. Wollen wir bei jener Mythe bleiben, so kann „Romulus" nur als eine damals oft gebrauchte Verkleinerungsform erscheinen, so daß der eigentliche Name des Stammheros „Romus" ist, und hiervon „Rom." — Schmeichelnde Griechen leiteten gern den Namen Rom von ihrem Worte (Stärke) ab. Weiter. Geschichte der Römer. 3

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 34

1849 - Münster : Coppenrath
34 rühmten Mitgliedern fort, besonders durch die sogenannten lan- do« fúnebres oder Leichenreden, worin den Vorfahren oft er- dichtete Triumphe, Confútate u. s. w. zugeschrieben wurden, die jo in die Geschichte übergegangen sind. Die eigentliche Geschichtschreibung begann erst nach dem zweiten punischen Kriege sich in Rom nach und nach auszubil- den, und zwar durch die Annalisten, deren zahlreiche Werke jedoch verloren und nur durch die Anführungen späterer Schrift- steller bekannt sind. Sie zeichneten die römische Geschichte von der Erbauung der Stadt an in einfachen und schmucklosen Chro- niken (anuales) nach der Reihenfolge der Jahre auf. Der erste unter den römischen Annalisten ist nach des Li- vius Zeugniß Q. Fabius Pictor, der im zweiten punischen Kriege gedient hatte und nachher mehre für uns größtentheils verloren gegangene Bücher (anuales) schrieb, deren Glaubwür- digkeit indessen schon von Polpbius in Zweifel gezogen worden ist. Der fast gleichzeitige, als sorgfältiger Geschichtsforscher ge- rühmte L. Ein eins Ali mentu s, der ebenfalls im zweiten punischen Kriege gedient hatte, schrieb eine Geschichte Roms von der Gründung an bis auf seine Zeit, aber in griechischer Spra- che; ebenso Acilius, dessen Annalen ein gewisser Claudius ins Lateinische übersetzte. Weit mehr haben wir den Verlust der „Origines" des M. Porcius Cato Censorinus zu beklagen, worin nach sieben Büchern die Geschichte des Ursprun- ges der Stadt Rom und der andern Städte Italiens, dann insbesondere die Geschichte der beiden punischen Kriege und der darauf folgenden Ereignisse bis 151 v. Chr. behandelt war. Fast gleichzeitig besang der Dichter Q. Ennins, aus Rudiä in Campanien, in einem großen Nationalepos von achtzehn Bü- chern (anuales) die Geschichte Roms von dessen Gründung an bis auf seine Zeit, von welchem Werke auch zahlreichere und größere Bruchstücke auf uns gekommen sind. Die vielen Anna- listen der folgenden Zeit sind uns meist nur den Namen und einzelnen Anführungen nach, die sich insbesondere bei Livius finden, bekannt. Unter den noch vorhandenen Schriften der Alten, welche die römische Geschichte in einigem Zusammenhänge behandeln, sind folgende hervorzuheben, a. In griechischer Sprache

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 35

1849 - Münster : Coppenrath
35 schrieben: Polybius aus Megalopolis, ein Zeitgenosse des jüngern Scipio, der in vierzig Büchern allgemeiner Histo- rien den Zeitraum vom Anfänge des zweiten punischen Krie- ges bis zum Ende des letzten macedonischen Krieges, also von 218—157, behandelt. Vollständig sind jedoch nur die fünf er- sten, das 6. bis zum 17. in Auszügen, die übrigen nur in Bruchstücken vorhanden; Dionysius von Halikarnaß, der zur Zeit des Augustus ein Werk Idq/aioxoyia cpco(xaixrj in 20 Bü- chern schrieb, von denen aber nur noch die ersten 11 übrig sind, welche die älteste Geschichte Noms bis zum Jahre 443 v. Ehr. umfassen; Appian aus Alexandria schrieb eine römische Ge- schichte von Noms Ursprung an bis auf seine Zeit, in 24 Bü- chern. Davon sind außer dem Anfang des Werkes noch übrig: B. 6—8 oder Geschichte der Feldzüge in Spanien und gegen Hannibal; B. 11 und 12 über die Kriege in Syrien und ge- gen Mithridates; B. 13—17' über die Bürgerkriege bis auf Cäsar; B. 23 über den Krieg in Jllyrien. Die römische Ge- schichte des Dio Cassius, aus Nicäa in Bithynien, bestand aus 80 Büchern und war von den ältesten Zeiten Roms bis auf die Zeiten des Verfassers (229 v. Ehr.) fortgesetzt. Die noch erhaltenen Bücher (B. 35—54) umfassen die Begebenhei- ten vom Jahre 87 bis 8 v. Ehr. Von Plutarch aus Chä- ronea, dem Lehrer und Freunde des Kaisers Hadrian, haben wir das Werk ßwl Iiuqulhß.oi, das 22 Biographien berühm- ter Römer enthält, deren Reihe Romulus eröffnet, der Kaiser Otho beschließt. Als Compendienschreiber verdient vorzüglich Zonäras Beachtung, welcher im zwölften Jahrhundert nach Ehr. ein Xqovixov vom Anfänge der Dinge bis 1118 schrieb, wobei er ältere, für uns verloren gegangene, Schriftsteller benutzte. b. Unter den Schriftstellern, welche die römische Geschichte vom Anfänge bis auf ihre Zeit in lateinischer Sprache schrieben, sind besonders folgende zu nennen: Titus Livius (geboren zu Padua 58 v. Ehr. und gestorben daselbst 19 n. Ehr.). Sein Werk, das er selbst Annales genannt, umfaßt in hundert zwei und vierzig Büchern die Geschichte Roms von sei- ner Gründung bis auf den germanischen Krieg und den Tod des Drusus, 9 v. Ehr. Es sind aber nur fünf und dreißig Bücher vollständig auf uns gekommen, und zwar die zehn ersten 3«'

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 37

1849 - Münster : Coppenrath
37 seiner Zeit, von Galba's Thronerhebung bis zum Tode Domi- tian's, woran die Geschichte des Nerva und Trajan sich knüpfen sollte, was indessen unausgeführt geblieben ist. Leider besitzen wir bloß die vier ersten Bücher und den Anfang des fünften. Auch ein zweites Werk des Tacitus, Annales, welches die Ge- schichte Roms vom Tode des Augustus bis auf den Tod des Nero befaßt, ist nur unvollständig auf uns gekommen. Von den sechzehn Büchern fehlt uns ein Theil des fünften Buches, dann das siebente bis zehnte nebst dem Anfänge des elften und dem Schluß des sechzehnten. — Ammianus Marcellinus, der um 400 nach Chr. lebte, schrieb: Herum ß-estarum libri Xxxi, eine Geschichte von dem Regierungsantritte des Nerva, 91 n. Chr. bis zum Tode des Valens, 378 n. Chr., wobei aber die dreizehn ersten Bücher mit der Geschichte der Jahre 91—352 fehlen. Auch mehre in derselben Sprache geschriebene Biographien sind von größerem oder geringerem Einflüsse auf die römische Geschichte. So schrieb Cornelius Nepos, der Freund des Cicero, das Werk: vitae excellentium imperatormn, wovon das Leben des Hamilcar, Hannibal, Cato und Atticus hierhin gehö- ren; C. Corn. Tacitus: vita Agricolae; — C. Sueto- nius Tranquillus: vitae Xii imperatorum, Biographien der zwölf ersten Kaiser, von Cäsar bis Domitian. Gewisser- maßen als Fortsetzung des Suetonius iah eine Reihe von Bio- /¡A' : • graphien römischer Kaiser von Hadrian bis auf Carus und des- sen Söhne, oder von 117 bis 285, von sechs verschiedenen Verfassern (Scriptores historiae Augustat) betrachtet werden. Ferner besitzen wir von S. Aurelius Victor, der im vier- ten Jahrhundert, zur Zeit des Kaisers Julian, lebte, die beiden Werke: de viris illustribus Rornae und de Caesaribus. Endlich hat Valerius Marimus, der unter dem Kaiser Tiberius lebte, eine Sammlung von interessanten Geschichten und Anek- doten unter dem Titel: Factorum dictorumque memorabilium libri Ix, hinterlassen. Außer den Geschichtschreibern enthalten mehr oder minder- zahlreiche Notizen für die römische Geschichte die Werke des Cicero; und zwar können die beiden noch vorhandenen Bücher de re publica und die drei Bücher de legibus für die Geschichte

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 38

1849 - Münster : Coppenrath
38 der älteren Verfassung, so wie seine Briefe für die Geschichte seiner Zeit als Quellen dienen. Überdies enthalten die Schrif- ten der Redner, Dichter, Philosophen, Geographen, Grammatiker re. noch eine Menge zerstreuter Nachrichten. Unter den neuern Schriftstellern verdient besonders genannt zu werden: B. G. Niebuhr, der das Gebäude einer kriti- schen Geschichte Roms aufzuführen versuchte, mit welchem eine ganz neue Epoche für die Behandlung der römischen Geschichte begann. Seine „Römische Geschichte" erschien in den Jahren 1811 und 1812 in zwei Theilen, die bis zum Jahre 416 der Stadt führen. Eine zweite völlig umgearbeitete Ausgabe erschien 1827 und 1830, wozu nach Niebuhr's Tode aus dessen Nach- lasse im Jahre 1832 ein dritter Theil kam, der bis zum Ende des ersten punischen Krieges reicht. Fried. Kortüm, Röm. Geschichte von der Urzeit Ita- liens bis zum Untergange des abendländischen Reichs. Heidel- berg 1843. H. E. Apel, Geschichte des röm. Staats. Leipzig 1843. Fr. Fiedler, Geschichte des röm. Staates und Volkes, 3. Aust. Leipzig 1839. P. Kobbe, Röm. Geschichte. Leipzig 1839. Göttling, Geschichte der röm. Staatsverfassung. 1840. I. H. Ernesti, Das Römerreich. 1836. K. D. Hüllmann, Römische Grundverfassung. 1832. K. L. Blum, Einleitung in Roms alte Geschichte. 1828. W. Wachsmuth, Die ältere Geschichte des röm. Staa- tes. 1819. » C. Peter, Zeittafeln der röm. Geschichte. 1841. §. 10. Einteilung und Übersicht der Geschichte der Römer. Darin unterscheidet sich die Geschichte der Römer wesentlich von der Geschichte aller übrigen Völker, daß sie fast immer nur eine Stadtgeschichte bleibt. Wohl haben einzelne Völker unter großen Führern mächtige Reiche gegründet; so die Perser unter Cyrus, die Macedonier unter Alerander dem Großen: daß aber eine einzige Stadt sich nach und nach die Herrschaft fast über

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 310

1849 - Münster : Coppenrath
310 reien, Zöllen und Bergwerken, fügte er eine Steuer auf alle Gegenstände bei, welche verkauft wurden; ferner Strafgelder gegen Ehelose und die Abgabe des zwanzigsten Theils von solchen Erbschafen, die auf Leute fielen, welche keine Nocherben waren. Zm Verlauf der Zeit wurden alle öffentlichen Einkünfte ohne Unterschied von dem Fiscus oder der fürstlichen Kammer und Kriegeskasse verschlungen. 7. Besondere Gesetze wurden zur Verbesserung des sitttlichen Zustandes des Volkes erlassen, andere bereits vorhan- dene von Neuem eingeschärft. Namentlich ist hiehin zu rechnen eine Eheverordnung, 'durch welche der damals immer mehr um sich greifenden Gewohnheit, unverehlicht zu bleiben, entgegen- gewirkt werden sollte. Von den Unverehelichten beider Ge- schlechter wurden besondere Steuern gefordert, Ehescheidungen erschwert^). 8. Künste und Wissenschaften endlich fanden an ihm einen warmen Freund und Förderer. Unter ihm blühete das goldene Zeitalter der römischen Literatur und half ihm seinen Namen bei der Mit- und Nachwelt verherrlichen. Durch die Griechen war in Rom der Sinn für das Schöne und für die erheiternden Künste des Lebens angeregt worden, und unter Au- gustus wurde die Stadt der Mittelpunkt der gebildeten Welt. Unter ihm wurden öffentliche Bibliotheken angelegt, und jedes literarische Verdienst freigebig begünstigt. Seine Freunde, be- sonders der kunstliebende Mäcenas, standen ihm bei diesem schönen Streben zur Seite. Wie am Hofe der Ptolemäer, so entstand auch in Rom eine feingebildete Hofpoefie, welche in öf- fentlichen Vorlesungen um die Gunst vornehmer Freunde buhlte §). Eine Reihe von Dichtern, wie Horaz, Virgil, Tibull, Ovid, Properz, die zum Theil persönlich mit dem Kaiser befreundet waren, gab der neuen Monarchie einen dauernden Glanz. tz. 73. Kriege unter Kuguftus. Augustus war seiner Natur nach den Waffen abhold; er 4) Lex Julia Pappia Poppaea de maritandis ordinibus. s) Ingenia seculi sui Omnibus modo fovit. Recitantes et benigne et patienter audivit, nec tantum carmina et historias, sed et oratores et dialogos. Suet. Oct. 89.

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 359

1849 - Münster : Coppenrath
359 Die Gothen, weit entfernt, zu glauben, daß in dieser der Kaiser sei, steckten diese, wie tausend andere, in Brand; und Valens büßte seine Treulosigkeit mit dein Feuertode. Unaufhaltsam, wie ein ausgetretener Strom, wälzten sich nun die Sieger unter schrecklichen Verwüstungen bis unter die Mauern von Constan- tinopel. In dieser drohenden Gefahr ernannte Gratianus seinen erprobten Feldherrn, den Spanier Theodosius (379—395) zum Mitkaiser und übertrug ihm die Präfectur des Orients. Dieser hielt die Barbaren in ihrem Verwüstungszuge auf und vermittelte durch einen Ver- gleich mit ihnen den Frieden. Es wurde ihnen Mösien, Thra- kien und Kleinasien angewiesen, wo sie als freie Grundbesitzer nach eigner Sitte und Verfassung unter ihren Fürsten leben sollten; dagegen verpflichteten sie sich, ihm 40,000 Mann Hülfs- truppen für Geld und Lebensmittel zu stellen. In ihren neuen Wohnsitzen nahmen die Gothen, durch den Umgang und das Zusammcnwohnen mit Christen, auch deren Religion an, und diese in Verbindung mit dem Ackerbau diente dazu, sie zu ent- wildern und sie in kurzer Zeit zu den gebildetsten aller Bar- baren zu machen, so daß sie mittelst der Macht, zu welcher sie sich bald erhoben, den ersten Samen zur Civilisation aller Ger- manen ausstreuten. Ein besonderes Verdienst um sie erwarb sich Ul filas (Wulstla) aus Cappadocien, der zu jener Zeit Bischof dieser Natiou war; und ein Zeugniß der Liebe und des Eifers, welchen er für sein Volk hatte, bleibt noch heut zu Tage seine Übersetzung der Evangelien in das Gothische, welche das älteste Denkmal unserer Sprache ist.2) Seit jenem Vertrage mit Theodosius dienten immer Gothen im römischen Heere und erhielten selbst die angesehensten Stellen. Aber ein furchtbares Beispiel war gegeben, die übrigen Barbaren aufzumuntern. Während dieser großen Völkerbewegungen tat Osten des Reiches war der Westen desselben der Schauplatz blutiger Thronstreitigkeiten. Gegen Gratian riefen die Legionen in Brit- tanien ihren Befehlshaber, den Mari mus, zum Kaiser aus. -) Der Ulftlanische Text wird unter dem Namen des silbernen Codex (das Pergament ist mit Purpur gefärbt, die Buchstaben in Silber eingezeichnet) zu Upftla in Schweden aufbewahrt.

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 404

1849 - Münster : Coppenrath
404 treue, sondern auch der geistigen Ausbildung; namentlich wurden auch Rede- und Declamationsübungen im Lager angestellt. Viele junge Römer machten zuletzt noch wohl eine Reise nach Grie- chenland, um den Unterricht der berühmtesten griechischen Philo- sophen zu genießen. So schickte Cicero seinen Sohn Marcus nach Athen, um dort den berühmten Philosophen Cratippus zu hören. Cicero selbst hatte früher ebendaselbst Philosophie unter Antiochus und Redekunst unter Demetrius Syrus studirt. Von da war er nach Rhodus gereiset, um auch den Unterricht des ausgezeich- neten Rhetors Molo zu benutzen. Außer Athen und Rhodus wurden auch Apollonia im macedonischen Jllprien, Mitplene auf der Insel Lesbos, und Masfilia (Marseille) in Gallien zu glei- chem Zwecke besucht. Hatte aus diese Weise der junge Römer, welcher sich dem Staatsdienste widmen wollte, sich Kenntnisse und Erfahrungen gesammelt und seine Kräfte geprüft, so wagte er es nun, sich selbst in öffentlichen Geschäften zu zeigen, und z. B. als Sachwalter, Vertheidiger oder Ankläger aufzutreten; und der Weg zu allen Ehren und Würden des Staates war für ihn geöffnet. — In der Kaiserzeit, wo das Interesse für das öffentliche Leben mehr zurücktrat, war auch der Bildungsweg zum Theil ein anderer. War der junge Römer früher mehr praktisch, durch das Leben selbst für die Staatsgeschäfte her- angebildet worden, so geschah es jetzt mehr theoretisch durch die Schulen; und die Beredsamkeit sank in dem Maße, als die Schulen der Rhetoren sich für dieselben vermehrten. Unter dem Kaiser Vespasian kommen die ersten vom Staate besoldeten Lehrer

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 388

1849 - Münster : Coppenrath
388 alle Werke haben einen deklamatorischen Charakter, und die Grenzen der poetischen und prosaischen Sprache werden immer mehr verrückt. Die letzte Periode, das eherne oder eiserne Zeitalter genannt, reicht bis 476. Die schon in der vor- hergehenden Periode fühlbaren Ursachen des Verfalles wirkten um so schneller, je weniger die Wissenschaften von Seiten der ungebildeten Herrscher, die, mit wenigen Ausnahmen (wie z. B. Marcus Aurelius oder Alerander Severus) den Thron bestiegen, auch nur einiger Unterstützung oder Aufmunterung sich erfreuen konnten. Bei der zerrütteten Lage des Reiches im Innern und bei den steten Angriffen fremder Völker von Außen verlor die Literatur immer mehr an Würde und Bedeutung. Sie bietet von jetzt an größtentheils nur geistlose Compilationen; pomp- hafte Phrasen und bis in's Lächerliche gesteigerter Schwulst sollen die innere Leere verdecken. Nur wenige Produkte dieser Zeit athmen einen etwas besseren Geist. A. P oe sie. Die dramatische Poesie der Römer ging von der Über- setzung griechischer Muster aus und erhob sich nicht über Nach- bildung derselben. Livius Andronicus, ein tarentinischer Grieche, der nach Eroberung seiner Vaterstadt als kriegsgefan- gener Sklave in das Haus des Livius Salinator kam, dessen Kinder erzog und dann mit der Freiheit beschenkt wurde, war der Erste, welcher (im Jahre 240 v. Chr.) zu Rom ein Schau- spiel aufführen ließ und Tragödien und Komödien schrieb. Ihm folgte Nävius, ein geborner Grieche aus Campanien, der während des ersten punischen Krieges im römischen Heere diente. Er schrieb Komödien nach griechischen Mustern mit solchem Frei- much, daß ihm die scharfe Rüge auf die römischen Sitten und Laster Gefängniß und Verbannung zuzog. Größeren Ruhm er- langten Pacuvius aus Brundusium (155) und sein jüngerer Nebenbuhler L. Attius, der auch einige Mal den Gegenstand der Tragödie aus der römischen Geschichte wählte.2) Ferner der auch in anderen Gattungen der Poesie ausgezeichnete Q. Ennius, aus Rudiä in Calabrien (239—168), den die Alten 2) Daher fabula togata, deren Stoff ein inländischer, im Gegen- sätze zu f. palliata, deren Stoff ein ausländischer war.

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 394

1849 - Münster : Coppenrath
394 sunkenen Geschmack ihres Zeitalters. Kürzere summarische Dar- stellungen gaben Annäus Florus, Justinus, Aur. Victor und Eutropius. (S. 8. 9.) Die Reihe der eigentlichen Historiker beschließt Ammianus Marcellinus, ein Grieche aus Antio- chia, aus dem vierten Jahrhundert. Er schrieb die Begeben- heiten von Nerva bis Valens in 31 Büchern, von denen die ersten dreizehn verloren sind; ein zuverlässiger, als Augenzeuge besonders für Kriegesgeschichte wichtiger Historiker. In der Beredsamkeit ') stellte sich der römische Ge- nius von seiner glänzendsten Seite dar. Die Verfassung des Staates, der lange dauernde Kampf zwischen den Patriciern und Plebejern, die öffentlichen Gerichte, die Staats- und Volksver- handlungen waren schon früh die vorzüglichsten Beförderungs- mittel derselben. Sie galt als nothwendiges Mittel, zu Ehren- stellen und Einfluß im Staate zu gelangen und wurde deshalb bald der Mittelpunkt aller höheren Bildung und Wissenschaft. Lange wurde sie jedoch als bloße Gabe der Natur und als das Werk der zu- fälligen Bildung einzelner Staatsmänner betrachtet; bis die Römer durch drei große griechische Philosophen und Redner, den Akade- miker Carneades, den Stoiker Diogenes und den Peripa- tetiker Critolaus, welche als Gesandte von Athen im Jahre 155 v. Ehr. nach Rom gekommen waren, auch mit der kunst- mäßigen Behandlung und dem Studium der Beredsamkeit be- kannt wurden. Während ihres Aufenthaltes daselbst eröffneten sie Schulen und entflammten durch die glänzenden Proben ihrer dialektischen Rhetorik den Geist der römischen Jugend für grie- chische Philosophie und Beredsamkeit. So sehr auch die ältern strengen Römer dagegen eiferten und die Errichtung von Red- nerschulen, aus Furcht, sie mögten dem Staate und den Sitten gefährlich werden, durch wiederholte Edicte zu verhindern such- ten, so setzten sich dennoch in Rom nicht nur griechische Rhetoren fest, sondern C. P l o t i u 6 errichtete um 88 sogar eine lateinische Rednerschule. Ausgezeichnete Redner waren Cato Censorinus, die beiden Gracchen, Sulpicius Galba, Ämilius Lepidus, Licinius Crassus, M. Antonius u. a. Den höchsten Gipfel erreichte die Beredsamkeit in den letzten Zeiten der Republik durch I. Cäsar, ') Westermann, Geschichte der Beredsamkeit in Griechenland und Rom. 2 Th. 1835.
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